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Die aggressiven Ziegen
18. Juli 2016 | Maikl

 

Am nächsten Morgen und nach einer erholsamen Nacht unter dem Sternenhimmel ging es gleich weiter nach Sao Jorge. Der Flug dorthin dauerte circa 20 min und war höchst vergnüglich. Noch im Flugzeug machten sich auch die „Adleraugen“ von Dave und Lugo das erste mal bezahlt, indem sie den perfekten Platz für das nächste Camp erspähten. In Anbetracht der Umstände eine respektable Leistung, wie wir fanden.

Nach den ersten Schritten auf Sao Jorge, ging es per Anhalter nach Velas. Velas ist ein kleines Städtchen, welches wieder direkt am Meer liegt. Der bereits erspähte Schlafplatz lag im Westen der Ortschaft auf einer kleinen Landzunge welche durch einen einstündigen Marsch erreichbar war. Dorthin war nicht nur eine atemberaubende Natur unser stetiger Begleiter, wir entdeckten auch eine Ruine, welche – unserer kundigen Meinung nach - die Überreste einer alten Festung war. Kleiner Nachteil unserer Wanderung war, dass sich ein Team-Mitglied – Dave - einen leichten Sonnenstich einfing und somit der Rest der Truppe die Gegend erkundete. Diese war gesäumt von kleinen Latschenkiefer-Wäldern in welchen sich immer wieder kleine Lichtungen auftaten, wo manchmal kleine Ziegenherden grasten und Trampelpfade zu den Klippen der Landzunge führten. Nahezu um die 120 Meter hohe Steilklippen und ein unglaubliches Panorama über den schier endlosen Atlantik brachte unseren Atem das erste von vielen weiteren Malen zum Stocken.

Es dauerte lange, bis wir unsere Blicke wieder abwenden konnten um unser Camp und einen Schutzzaun gegen die doch recht aggressiv wirkenden Ziegen zu errichten. Somit ließen wir den Tag ausklingen. Das Peitschen der Wellen, ein voller Magen und ein leicht beschwipster Zustand ließen uns, über die uns umzingelnden Ziegen hinwegblicken und in einen wunderbaren und hochverdienten Schlaf fallen.

Piraten Ahoi
Schwimmen und Klippenspringen in Velas

 

Um 7:00 weckte uns ein sanfte Atlantikbrise und unsere Akkus wurden mit einem herzhaften Haferflocken-Bananen Brei und einem Café aus unserer treuen Bialetti wieder aufgeladen. Es ging also wieder Richtung Velas zurück und noch am Dorfeingang gelang es uns einen recht kleinen Strand zu entdecken. Ideal zum planschen und unsere Fähigkeiten im-sich-von-Klippen-fallen-lassen zu verbessern. Die Strand-Dusche kurz zweckentfremdet und schon ging es nach einer kurzen Planänderung weiter nach Urzelina. Per Anhalter versteht sich.

Ziel war der hohe Norden und mit neuen Lebensmitteln und viel Wasser eingedeckt konnte es los gehen. Ein älterer Mann und seine Frau nahmen uns auch prompt in ihrem Mini-Van mit. Wie sich herausstellte war der Mann auf Sao Jorge geboren und vor 40 Jahren, wie so viele andere auch, in die USA ausgewandert. Er verbrachte seinen Sommer aber stets in seiner alten Heimat.

Da das Wetter relativ schnell umschlug und die Berge der Insel von Wolken umklammert wurden, riet uns der Mann von der geplanten Bergbesteigung ab und legte uns nahe nach Fajal Caldaira zu pilgern. Er scheute auch nicht davor zurück die Insel einmal komplett zu durchqueren, obwohl er gar nicht dorthin musste, nur um uns zum Ausgangspunkt unserer Wanderung zu bringen. Obwohl wir, wie wir dachten, einiges an alpinen Wegen, Straßen oder auch Pfaden gewohnt waren, was auch unserer Herkunft zu verdanken war, staunten wir nicht schlecht wie unser neuer azorianischer Chaffeur seinen Mini-Van zum Knarren und Quietschen brachte, jedes mal wenn er eine holprige Kurve oder Kehre, welche kaum, oder nur sehr oberflächlich in Stand gehalten wurde, schnitt, und wir stets im Hinterkopf hatten, dass auch kleine Busse diese Straßen befahren, unser Chauffeur aber keinesfalls so fuhr, als gäbe es noch andere Verkehrsteilnehmer.

 

Diese Gedanken verflogen nur teilweise nachdem unser Dave eine kurze und schmerzvolle Bekanntschaft von seinem Kopf mit der Kofferraumklappe machte, und wir anderen darüber auch gar nicht lachen mussten.

Per Anhalter durch Sao Jorge
Einmal quer über die Insel

 

Beinahe vom Winde verweht, bestand der Plan für den kommenden Tag in der Inselüberquerung. Sao Jorge ist an der breitesten Stele lediglich 8 km breit und das Rückgrad der Insel bildet ein Gebirgsrücken mit einer durchschnittlichen Erhöhung von 700m. Der höchste Punkt der Insel ist der Pico de Esperanca mit seinen 1053m.

Somit hieß es, von 0 auf ungefähr 800 Meter und wieder runter innerhalb eines Tages. Die uns am Vortag zugelaufene schwarze Katze namens Gin wollte diesen Marsch leider nicht lange mitmachen und wir mussten uns bald von ihr verabschieden.

Nach wenigen Minuten machten sich vor uns wunderschöne Täler auf. Steile verwachsene Berghänge, verlassene Bauernhöfe, kleine Flüsse und ein romantischer Trampelpfad machten die Wanderung zu einem einzigartigen Erlebnis. Die wunderschöne Landschaft versteckte sich jedoch bald hinter dichtem Nebel und die 15 kg schweren Rucksäcke machten die Sache kaum besser, vor allem nachdem der anfängliche Nieselregen immer stärker wurde und wir uns alsbald einen Unterschlupf in einer kleinen Höhle suchen mussten.

 

Wetterfest eingekleidet ging es weiter und der höchste Punkt war nach einem zweistündigem Aufstieg erreicht. Von allen Seiten begossen und trotz unserer guten Kleidung bis auf die Knochen nass, beschlossen wir nach einem kurzen Abstieg den restlichen Weg zu Trampen, da wir eine kleine Straße erreicht hatten.

Da unser charmantes Auftreten durch die Strapazen der Wanderung eindeutig gelitten hatte, dauerte es etwas länger bis uns jemand mitnahm. Wir schafften es aber trotzdem einen gutmütigen Einheimischen zu finden welcher uns nach Calheta brachte. Hier trockneten wir uns erst mal in einer öffentlichen Toilette am Strand und nahmen eine gepflegte Dusche. Nach einem äußerst aggressivem Gefühlsausbruch von einem Team-Mitglied – Majkl – welcher die Differenzen mit seinem Rucksack lauthals von sich gab, beschlossen wir weiter nach Velas zu trampen. Von dort ging am nächsten Tag die Fähre nach Pico.

 

Drei Anhalter Stationen später, eine davon auf der Ladefläche eines Lastwagens samt totem Kalb und perplex blickenden Azorianern kamen wir in Velas an. Da es schon reichlich spät war beschlossen wir diesesmal auf einem Campingplatz zu übernachten. Somit rundeten selbst gegrillter Fisch, Sagres, Ukulele-Tunes und Watten – einem Südtiroler Kartenspiel – den abenteuerlichen Tag ab

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