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Unverhofft kommt oft
16. Juni 2016 | Flip

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Ich den letzten beiden Jahren habe ich mir fest in den Kopf gesetzt einen Langenstreckenlauf  zu absolvieren und da ist mir als Südtiroler natürlich gleich der Südtirol Ultra Skyrace in den Sinn gekommen. Leider konnte ich beide Male aufgrund von Verletzungen nicht an den Start gehen. Letztes Jahr war die Verletzung so schwer, dass nicht nur der Lauf ins Wasser viel, sondern ich für mehrere Monate außer Gefecht gesetzt war.

 

Erst Ende September konnte ich wieder ins Training einsteigen, passend zum Beginn der Skitouren Saison. Nach der Vorbereitung für Iran und den unbeschreiblichen Frühjahrstouren, hatte ich keinen Gedanken mehr an irgendein Rennen verschwendet.  Die Ultraläufe waren für heuer eigentlich vom Tisch. Eigentlich…

Backpacking Azorenreise

Eigentlich wollte ich nur die Zeit im Iran mit meinen Freunden und neuen Bekanntschaften genießen. Doch da unsere Bekannten aus München und Umgebung kamen, wurde das Thema Zugspitz Ultra Trail aufgeworfen.  Einen Monat später war ich bereits für den Lauf angemeldet und hatte schon wieder meine erste Trainingseinheit über 40km absolviert.

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Durch die lange Skitourensaison hatte ich mir eine gute Grundlagenausdauer antrainiert und konnte gleich wieder längere Läufe angehen. Unter der Woche standen kürzere Tempoläufe an und am Wochenende gab es dann eine „wadlbeißer“ Tour. Mir blieben nicht viele Wochen zur Vorbereitung, da ich ja heuer eigentlich kein Rennen absolvieren wollte. Aber  ich hatte mich wieder mit dem Laufvirus infiziert.

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Wer selber gerne Läuft kennt das Gefühl der Erleichterung und Zufriedenheit nach einem Lauf.  Je weiter und länger ich laufe, desto stärker sind diese Gefühle. Ich brenne darauf Samstagfrüh meine Laufschuhe anzuziehen und meinen Laufrucksack zu packen. Erst wenn ich völlig erschöpft nach Stunden zurückkomme, kann das eigentliche Wochenende beginnen. 

 

Ich will keine Bestzeiten oder Rekorde aufstellen, ich will an meine persönlichen Grenzen stoßen und diese immer weiter ausreizen. Bis der Körper ein Zeichen gibt und das bekannte Brett vor die Stirn knallt.  Anschließend beginnt die wohlverdiente Regenerationsphase, bis es nach einigen Tagen wieder weiter geht.

Backpacking Azorenreise

Mit einem guten Gefühl, nicht körperlich, da die Zeit einfach zu kurz war, aber dafür mental, bin ich dann an den Start des größten Trailrun-Events in Deutschland gegangen.

 

Das Gefühl endlich am Start zu stehen und zu wissen, dass nun gleich stundenlanges Schwitzen und Kämpfen beginnt, war ein unbeschreibliches Gefühl. Die Frage ob ich die Ziellinie erreiche oder nicht war für mich kein Thema. Ich war so überwältigt von den vielen Eindrücken, die man auch im Zustand der völligen Erschöpfung wahrnimmt, dass ich mich auf alles andere konzentrierte als auf das Versagen.

 

Auch nach dem ein Teil meines Körper streikte und ich nicht mehr rund lief, konnte ich die Schmerzen im Knie einfach ausblenden. Ich war zwar nicht mehr voll leistungsfähig, konnte aber erhobenen Hauptes und mit einem Lächeln auf den Lippen die Ziellinie überschreiten. Ich durfte mich Finisher nennen und fühlte mich auch wie einer.

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Ich bin über den Grad meiner persönlichen Grenze balanciert und habe sie somit wieder ein Stückchen verschoben. Auf ein Neues! 

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