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Abschluss Skitour in Lasem
28. Juni 2016 | Flip & Lugo

 

Nach den eisigen Nächten bei Minusgraden in der Hütte am Damavand, war die letzte Nacht bei Masoud doch etwas angenehmer und erholsamer. Gegen 7.00 Uhr standen wir auf, suchten unsere letzte einigermaßen gutriechende Skitourenbekleidung zusammen und machten uns ein letztes Mal auf Richtung Lasem, um unser Glück bei einer weiteren Skitour zu suchen.

Vom Ortskern ging es 5 Minuten zu Fuß bis zu einem Bachbett, dort legten wir unsere Aufstiegsroute durch ein langgezogenes Seitental. Nach einem einstündigen Aufstieg mussten wir unseren ursprünglichen Plan leider verwerfen und fuhren ein Stück ab, um eine Route weiter östlich auszuprobieren. Durch den vielen Neuschnee der letzten Tage und dem starken Wind war die Lawinengefahr stark angestiegen.

 

Die Schneedecke war in dieser Hangneigung um einiges stabiler, nur der starke Wind machte uns wieder einen Strich durch die Rechnung. Nach einer ziemlich steilen Schlussrampe auf den Gipfelgrad blies uns ein Wind Orkanartig entgegen und machte das weitergehen unmöglich. Wiedermal mussten wir,  kurz unterhalb des Gipfels abbrechen. Das Umrüsten auf die Abfahrt am Grad war eine wahrliche Herausforderung. Ich konzentrierte mich wohl zu sehr darauf, dass der Wind nicht meine Skier wegblies oder diese über die Steile Rampe abrutschten  - da erfasste der Wind meine Mütze und Skihandschuhe.

Bruchharsch, windverblasener Neuschnee und pickelharte Stellen verlangten all unser technisches Können während der Abfahrt und ließen die Oberschenkel wie Feuer brennen.

Fünf Skitouren am Stück, über 8.000hm und unzählige Spitzkehren, hatten wir in den letzten Tagen zurückgelegt. Die Folgen dieser Strapazen waren uns deutlich anzusehen.

Thermal Quellen
Kopfsprünge, Bomben und akrobatische Einlagen

 

Nach der kräftezehrenden Abfahrt fuhren wir mit Masoud wieder zurück nach Lasem zu unserer Unterkunft, wo schon eine Tasse Tee und Gebäck auf uns warteten.

In der Zwischenzeit waren auch der iranische Bergführer und die deutsche Gruppe von ihrer Damavand Besteigung zurückgekehrt. Sie hatten an diesem Tag die Besteigung versucht, aber mussten ebenfalls wegen starken Windes abbrechen. 

Für uns ging es nach der Stärkung weiter ins nächste Dorf um uns in den Thermal Quellen, welche aus dem Damavand entspringen, zu erholen. Das 4x6 m große Becken mit bis zu 50°C heißem Wasser, war genau das richtige für unsere Füße und unsere Stimmung. Kopfsprünge, Bomben und akrobatische Einlagen hatten zufolge, dass auch Masoud sich das heiße Vergnügen nicht nehmen ließ. Er stieg zu uns ins Bad und gewährte uns weitere Einblicke in sein Leben, seine Religion, Kultur und seine Heimat.

Da wir die Zeit etwas aus den Augen verloren hatten, chauffierte uns Masoud in einem für ihn ungewöhnlich aggressiven Fahrstiel zu sich nach Hause. Nervös rief er unterwegs beim Bäcker an um bei voller Fahrt (er blieb nicht stehen!) Brot einzukaufen und schnitt recht frech der örtlichen Polizei den Weg ab. Seine Frau hatte in der Zwischenzeit eine kleine Grill-Party für uns und der deutschen Gruppe samt Guide organisiert. Die beiden Guides waren schon fleißig am Grillen und wirkten auf uns etwas angeheitert. Schnell begriffen wir, dass sich in der eigenartigen Flasche aus der beide Tranken, selbstgebrannter Schnaps befand – obwohl im Iran der Alkoholkonsum absolut verboten ist. Ein lustiger letzter Abend ging bei köstlichen Gegrilltem, Tee und Keksen viel zu schnell zu Ende.

Teheran

Palastanlagen, Bazar und Bargeldsorgen

 

Am Morgen verabschiedeten wir uns von der Familie und machten noch ein gemeinsames Erinnerungsfoto, bevor wir mit dem Bus nach Teheran fuhren. Nach der entspannten Zeit in den Bergen  mussten wir uns erst einmal in der riesigen Stadt zu Recht finden. Der Verkehr, die Menschenmassen, der Staub in der Luft - Großstadt pur! Über 18 Mio. Einwohner leben in Teheran und allein das Zentrum erstreckt sich über 20 km. Wir hatten ein ruhiges und nettes Hotel für die nächsten Tage gefunden, wo wir uns nach einer kurzen Sightseeing Tour erstmal ausruhen konnten. Wir waren den ganzen Nachmittag auf den Füßen und suchten vergebens eine Möglichkeit an Bargeld zu kommen. Auch wenn die Sanktionen zu Beginn des Jahres aufgehoben wurden, hatten wir kein Glück mit unseren Kreditkarten an Bargeld zu kommen. Auch das Bezahlen mit unseren Karten funktionierte nicht. Eine missliche Lage, aus der uns unsere deutschen Freunde Basti und Tom glücklicherweise halfen. Merci nochmals!

Am nächsten Tag besuchten wir den Bazar, wo wir erstmal auf Geschenkejagd gingen. Da im März iranische Neujahrferien sind, war es relativ ruhig für einen Bazar in einer Millionenstadt.

Verwunderlicher Weise war das Interesse an uns in der Hauptstadt genau so groß wie im kleinen Dorf Rineh. Es wurden immer wieder dieselben Fragen gestellt: „Wieso seid ihr hier?“ „Wie gefällt es euch?“  oder wir wurden einfach willkommen geheißen. Teilweise mussten wir mit wildfremden Leuten und deren Kindern Fotos machen und wurden von Jugendlichen nach unseren Instagram Accounts gefragt.

Nachdem wir uns eine Moschee von innen angeschaut hatten und sogar aufgefordert wurden mit zu beten, suchten wir uns ein nettes Teehaus und ließen den Abend bei reichlich Tee und Wasserpfeife ausklingen.

Am letzten Morgen frühstückten wir noch einmal mit unseren deutschen Freunden, ehe wir uns auf den Weg zum Borj-e Milad Tower machten, einem der höchsten Fernsehtürme weltweit. Oben angekommen, wurde uns erst bewusst, wie unfassbar groß die Stadt wirklich ist.

Der atemberaubende Blick über Teheran war ein würdiges Ende dieser unbeschreiblichen Skitourenreise in den Iran. Ein Land, das so viel zu bieten hat. Ein Land, welches man erst so richtig versteht, wenn man selber einen Fuß drauf gesetzt hat.

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