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Start in eine fremde Welt
28. Juni 2016 | Flip & Lugo

 

Nach den monatelangen Vorbereitungen, körperlicher wie auch logistischer Art, war nun endlich der langersehnte Tag der Abreise gekommen. Nachdem wir uns bei unseren Familien verabschiedet hatten, zum x-ten Mal Vorträge über Vorsicht und Sicherheit über uns ergehen ließen, ging es am späten Vormittag vollgepackt Richtung Mailand Malpensa.

Nach einer gemütlichen Anreise mit etlichen Kaffeepausen und einigen Gläsern Wein, ging es feuchtfröhlich am Abend über Istanbul nach Teheran. Der kurze Zwischenstopp in Istanbul und die Einreise, inklusive Beschaffung des Visums am Flughafen von Teheran, verliefen reibungslos. In der Vorhalle des überschaubaren Flughafens warteten schon unsere Skitaschen, mitsamt unseren neuen Skiern der Marke Down. Diese hatten wir einige Tage vor dem Start von der Schweizer Freeride Marke, für unser Abenteuer zur Verfügung gestellt bekommen. Hier geht’s zum Testbericht.

Am Flughafen empfing uns Masoud, unsere iranische Bezugsperson für die nächsten Tage. Wir hatten geplant, die ersten Tage bei ihm und seiner Familie zu verbringen, um von dort unsere Akklimatisation -Skitouren zu starten und ein wenig ins iranische Alltagsleben einzutauchen. Masoud haben wir über einige Recherchen und Umwege im Internet per Mail kennengelernt. Er selbst ist iranischer „Bergführer“ und war im Sommer bereits unzählige Male am Damavand.  Neben dem Beruf als Bergführer betreibt er mit seiner Frau ein kleines Guesthouse im Dorf Rineh, am Fuße des 5.761m hohen Damavands.

Fahrt nach Rineh
Einführung in die persische Kultur

 

Nach einer dreistündigen holprigen aber amüsanten Fahrt in die Berge, bei der uns Masoud seine Version über Reinhold Messners Besteigung des Damavands erzählte, empfing uns seine gesamte Groß-Familie mit einem üppigen Frühstück. Dies bestand aus reichlich Schwarztee, ungewürztem Fladenbrot, welches uns an einen Teppich Stopper erinnerte, frischem Schafskäse, Marmelade und gekochten Eiern. Gegessen wurde traditionell im Schneidersitz auf dem Boden und mit der gesamten Familie.

 

Das Sitzen im Schneidersitz verlangte unseren Kreuzbändern und Knien einiges ab und erinnerte eher an Turnübungen vergangener Grundschulzeiten. Gegen Ende des Essens wurde die Sitzposition meist gegen eine elegante seitliche Liegeposition eingetauscht. Wir wurden von Masouds Familie sofort in Gespräche verwickelt, auch wenn die Kommunikation meist aus einzelnen englischen Wörtern, zeigen auf Gegenständen und sehr viel Gestik bestand, verstanden wir uns auf Anhieb mit der sympathischen Familie.

Nach dem reichlichen Frühstück inklusive Turnübungen bezogen wir unser recht einfaches Quartier und ruhten uns von der Anreise und Schneidersitz-Strapazen aus. Kaum hatten wir ein kurzes zweistündiges Nickerchen hinter uns, stand auch schon das Mittagessen bereit. Dies wurde von Masouds Frau für uns und zwei junge Bayern, welche gerade von ihrer Skitour zurückgekommen waren, zubereitet. Basti und Tom, die beiden Bayern, teilten ihr Zimmer mit uns und schnell stellte sich heraus, dass sie für die kommenden Tage dieselben Ziele hatten wie wir. Gemeinsam aßen/ turnten wir zu Mittag, schlugen uns die Bäuche mit dem köstlichen Essen voll und lernten uns ein bisschen näher kennen.

Nach der traditionellen Tasse Schwarztee und frischem Obst machten wir eine kleine Erkundungstour in das Dorf Rineh. Mit großen Augen wurden wir von der heimischen Bevölkerung angestarrt, die Freundlichkeit und das Interesse der Menschen waren unbeschreiblich. Nur wenige sprachen Englisch und doch hielten sie an, stiegen aus ihren Autos, begrüßten uns und hießen uns im Iran willkommen. „Welcome to Iran my friends!“ Jeder gab uns die Hand und suchte das Gespräch, ohne jedoch aufdringlich zu werden.

Nach einem netten Abend mit der Gastfamilie, gutem Essen und ein paar lustigen iranischen Kartentricks, konnte es nun endlich am nächsten Morgen mit den ersten Akklimatisationstouren losgehen. Im nahegelegenen Tal Lasem haben wir bereits von zu Hause einige Touren ausfindig machen können.

Skitour in Lasem
Die ersten Schwünge im persischen Schnee

 

Gegen 6:45 Uhr gab es Frühstück, danach wurde die Ausrüstung gecheckt und alles in einen klapprigen, alten Jeep verladen - einiges im Kofferraum, der Rest kam mit einem dünnen Seil gesichert auf das Dach des Autos. Masouds Schwiegersöhne „Crazy“ Farsa und Muhamad begleiteten uns. Durch Farsa’s Fahrstil kostete die Fahrt von Rineh nach Lasem mehr Kraft als die darauffolgende Ski-Tour auf den 4.000 Meter hohen Berg. Der desolate Zustand des Jeeps (über 650.000km! – dafür aber Funksteuerung des Autoradios), Null Sicht dank angelaufener Frontschutzscheibe, krasse Überholmanöver auf einer sehr mitgenommenen Straße und übertrieben laute iranische Musik brachten uns ins Schwitzen und sorgten für unzählige Herzinfarkt Momente – dem Himmel, Allah oder wem auch immer sei Dank, sind wir heil in Lasem angekommen.

Endlich konnten wir unsere ersten Spuren mit den neuen Skiern in den iranischen Schnee ziehen. Bei leichtem Schneetreiben und immer schlechter werdender Sicht ging es Meter für Meter nach oben. Im Lasemtal reihen sich Berg an Berg an einem lang gezogenen Kamm, mit Höhen zwischen 3.800 und 4.200 Metern. Lange steile Anstiege und Rampen prägen den Aufstieg. Nach ca. 1.500 Höhenmetern, etlichen Spitzkeren und auf einer Höhe von ca. 3.900 Metern konnten wir uns wegen der schlechten Sicht nur noch mit Kompass und GPS Gerät orientieren. Nach einer kurzen Pause entschlossen wir uns aus Sicherheitsgründen umzudrehen und die letzten 100 Höhenmeter bis zum geplanten Ziel nicht mehr weiter aufzusteigen.

 

Unsere beiden Wegbegleiter Basti und Tom zogen die ersten Schwünge. Der Schnee war unerwartet gut befahrbar, die 15 Zentimeter Neuschnee von letzter Nacht ließen keine weiteren Wünsche offen. Im unteren Teil wurde die Sicht zunehmend besser und wir sahen von weiten schon Masouds Schwiegersöhne, wie sie einen Hang in der Nähe des Autos auf Müllsäcken runterrutschten. Nur mit alten Turnschuhen und schlechter Bekleidung warteten sie den halben Tag in der Kälte auf uns. Auf der Rückfahrt zeigte uns einer der beiden Schwiegersöhne stolz die Dächer einiger Hütten, welche er als Dachdecker in den letzten Monaten gedeckt hatte.

Nachdem wir unser Skiequipment verstaut hatten, besprachen wir mit den beiden Bayern bei Tee, Gebäck und Nüssen im legeren Schneider-Liegesitz wie wir die Besteigung des Damavand angehen wollten. Die Wettervorhersage für den nächsten Tag versprach nichts Gutes, woraufhin wir beschlossen, schon einen Tag früher auf die Damavand Hütte Bargah auf 4.250 Metern auf zu steigen, um dort im Winterraum auf besseres Wetter zu warten und uns dort weiter zu Akklimatisieren.

Nach einem kurzen Nickerchen und einem kleinen Spaziergang gab es Abendessen. In der Zwischenzeit war eine Gruppe samt iranischem Bergführer angekommen, welche auch in den nächsten Tagen auf den Damavand wollte. Nach einem informativen Gespräch mit dem Bergführer über die Aufstiegsroute und Beschaffenheit der Hütte, sortierten wir unsere Ausrüstung für die kommenden Tage.


Bevor wir uns schlafen legten, machten wir noch eine erste Kostenabrechnung mit Massoud. Ein nicht allzu leichtes Unterfangen, aber nach einer kurzen Diskussion waren beide Seiten zufrieden und bereit für die nächsten Tage.

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