Von Kopf bis Fuß
- Flip
- 1. Juli 2016
- 2 Min. Lesezeit
Das Summen der Rechner noch im Ohr, wähle ich meine Playliste aus und schnüre meine Laufschuhe. Noch verschmutzt vom letzten Run fügen sie sich gleich wieder an meine Füße. An jene Füße mit den direktem Kontakt zum Boden, tausende von Schritte, so wichtig und doch so weit entfernt, wenn man das Gehirn als Zentrum unseres Universums sieht. Nicht für mein Universum, nicht für die nächste Stunde.

Start/Stopp Taste.
Stopp des stressigen Alltags, Probleme die an mir nagen. Starte die Zeit auf der Uhr. Das Gehirn gibt den ersten Befehl und der Lauf beginnt. Die ersten Schritte fühlen sich bekannt und angenehm an. Bekannt. Der nächste Befehl, der Muskel beugt und streckt sich, die Arme schwingen mit. Das Summen der Rechner verschwindet und frischer, kalter Wind bläst mir ins Gesicht. Die Poren schalten auf Durchzug und das Herz pumpt immer schneller, frisches und sauerstoffreiches Blut in die letzten Winkel meines Körpers. Der letzte Winkel, meine Füße, die Spitze des großen Zehs, wenn noch vorhanden.
Auf einer mir bekannten Strecke, nehme ich die Kopfhörer raus und steigere allmählich mein Tempo, bevor ich es wieder drossle. Bei schnelleren Bewegungsabläufen bleibt mein Zentrum nicht mehr ruhig und die Kopfhörer fallen immer wieder raus. Allmählich komme ich zu meinem Leistungshöhepunkt.
Runner’s High.
Die Gedanken der letzten Zeit werden sortiert und am richtigen Ort abgelegt. Gedankenordnung kurz vor dem Höhepunkt. Der Puls erhöht sich. Einmal quer durch alle Ausdauerbereiche bevor es, um die letzte Kurve geht. Nur noch wenige Meter bis zum Ziel. Kilometer für Kilometer baut sich mein Körper selber ab, bevor er sich nach der Anstrengung wieder regeneriert.

Verschleißerscheinungen, Service, Verschleißerscheinungen, Service…
Universum gerettet, Befehle ausgeführt, volle Leistung abgerufen, Gedanken geordnet, zum Höhepunkt gekommen und die Kompostierung der eigenen Zellen ist im vollen Gange.
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