Island Roadtrip 1
- Dave & Flip
- 16. Feb. 2016
- 6 Min. Lesezeit
Zahlen – Daten – Fakten
Island ist die größte Vulkaninsel der Erde und befindet sich etwas südlich des nördlichen Polarkreises. Die Landschaft ist geprägt von teils aktiven Vulkanen, Wasserfällen, Hochebenen und Gletschern. In Island leben lediglich drei Einwohner pro Quadratkilometer. Zwei Drittel der ca. 320.000 Isländer leben im Süden, in und um die Hauptstadt Reykjavik.
Das Wetter ist durch die Lage am Golfstrom viel milder, als es eigentlich die geografische Lage vermuten lässt. Die beste Urlaubszeit für eine sommerliche Rundreise sind die Monate Juni, Juli und August.

Tavel-Tagebuch
Vier junge Vinschger, ein Ziel: Strandurlaub à la Rimini oder Jesolo war gestern, wir wollen fernab der üblichen Reiseziele etwas Neues und Unbekanntes erleben. Waren wir 2012 auf einem Road Trip in Andalusien unterwegs - sollte es dieses Mal doch etwas Spezielleres werden. Bereits Ende des selben Jahres geisterte diese sagenumwobene Insel Island das erste Mal durch unsere Köpfe und ließ uns nicht mehr los.
Nach einigen Klicks auf den üblichen Internetsuchportalen stand der Entschluss fest: Island, wir kommen! Obwohl wir keinerlei Erfahrungen mit Online-Reisebuchungen hatten, waren wir fest entschlossen unseren Trip auf eigene Faust zu planen und zu buchen. Nach etlichen Recherchen bezüglich Flügen, Mietauto, Unterkünfte usw. buchten wir die Flüge ohne uns vorab zu informieren, über die bekannte online Buchungsseite www.fluege.de. Dabei wartete schon die erste kleine Überraschung auf uns: denn als blutige Anfänger wussten wir nicht, dass viele dieser Seiten Vermittlungsgebühren für ihre Dienste berechnen und so wurden uns zusätzlich zu den Flügen, über 100 Euro an Spesen abgeknöpft. Eine Lektion fürs Leben!
Die Buchungen des Mietautos und der Campingausrüstung verliefen dagegen problemlos. Besonders die Anmietung der Campingzelte erwies sich als Glückstreffer – ersparten wir uns dadurch Gepäckkosten und hatten obendrein noch brandneue Zelte zu einem relativ günstigen Mietpreis. Die Buchungen abgeschlossen, dachten wir, der Großteil der Vorbereitungen wäre erledigt.
Weit gefehlt! Unsere Vorstellung einer Rundreise auf der Ringstraße ohne vorherige Planung war ziemlich naiv. Die Ringstraße hat eine Länge von über 1.300 Kilometern und glich phasenweise einer Schotterstraße, das Durchschnittstempo war weit unter 100km/h und die Sehenswürdigkeiten fernab des asphaltierten Weges. Zu unserem Glück, entschloss sich einer von uns eine Woche vor Abflug, einen ungefähren Plan des Trips zu erstellen. Ohne diese Eckpfeiler unserer Route, wären wir planlos durch die Gegend gefahren und hätten dabei atemberaubende Orte verpasst.
Ein isländisches Sprichwort besagt:
„Gefällt dir das Wetter nicht, warte fünf Minuten“
Heißt so viel wie: Wind, Sonne, Wolken, Sonne, kalter Wind mit Regen – für Island ganz normal. Nach diesem Motto haben wir unsere Packliste erstellt. Keine gute Idee! Unsere Ausrüstung hätte locker für einen Monat gereicht und hat in unserem angemieteten Geländewagen viel zu viel Platz weggenommen. Die nächste Lektion fürs Leben! Eine gute Vorbereitung und Planung erspart eine Menge Mühe und Ärger während der Reise.
Nach wochenlanger Vorfreude war es endlich soweit. Am Donnerstagnachmittag begann das Abenteuer.
Tag 1–2: Was zum Teufel machen wir hier?!
Am Flughafen München angekommen, wartete ein Vier-Stunden- Flug nach Keflavik (Reykjavik) auf uns. Mit Zeitverschiebung (-1 MEZ) sind wir gegen 24 Uhr Ortszeit gelandet. Kaum wurden die Türen des Flugzeuges geöffnet, wehte uns eine eisige Brise um die nackten Unterschenkel. So schnell wir konnten, tauschten wir die Sommerklamotten durch warme Pullover und lange Hosen und verstauten den Rest weit unten in unseren Taschen.
Wir wurden von unserem Autovermieter, einem gutherzigen Polen, welcher seit über 20 Jahren in Island lebt, vom Flughafen abgeholt und zu unserem Mietwagen gebracht. Auf der Fahrt dorthin gab er uns ein kurzes Briefing über Islands Sehenswürdigkeiten, Geschichte, Straßenverhältnisse und wie man die 24h Tageslicht auf der Insel am besten überlebt.
Endlich war der Zeitpunkt gekommen, wir bekamen unseren Ford Explorer. Nun konnte das Abenteuer „10 Tage Island“ beginnen.
Unsere erste Etappe war eine Rundfahrt auf der Halbinsel Reykjanes, die etwas unterhalb von Reykjavik liegt. Da es schon spät war und wir keinen Schimmer hatten, wo wir übernachten sollten, haben wir uns entschlossen, unsere erste Nacht im Jeep zu verbringen. Wir sind bis Gardòur an die Küste gefahren und haben uns schlafen gelegt. Nach einer kurzen und ungemütlichen Nacht wurde es langsam „heller“ und es begann zu regnen. Wir entschlossen weiterzufahren, jedoch schien unser Mietauto andere Pläne zu haben. Als wir den 240 PS starken Motor starten wollten, bewegte sich nichts.
Die Autobatterie hatte sich vollständig entladen. Draußen war es feucht, uns kalt und wir waren müde und jetzt auch noch leicht überfordert. In diesem Moment hatten wir alle vier denselben Gedanken: „Was zum Teufel haben wir uns bloß dabei gedacht und wie schöne wäre jetzt ein warmes Bett!“ Niemand von uns vier wagte ihn auszusprechen, aber heute lachen wir noch oft darüber.
Zu unserem Glück kamen zwei ältere Herren gegen 6 Uhr morgens mit dem Auto vorbei und gaben uns Starthilfe.
Endlich konnte es weitergehen und so fuhren wir zum Rejkanesviti Leuchtturm und den imposanten Klippen am südlichen Ende der Halbinsel Reykjanes. Allein dieser unbeschreibliche Anblick ließ uns die letzte Nacht schon fast wieder vergessen. Nach einer kurzen Off-Road-Strecke kamen wir zu der atemberaubenden Klippenküste Krysvvikurberg. Vorbei am See Kleifarvatn und an zahlreichen brodelnden nach faulen Eiern riechenden Schlammquellen gings Richtung Reykjavik, wo wir unsere Zelte und die restliche Campingausrüstung abholten.
Beim Städtchen Hveragerdi sind wir in ein Tal Namens Reykjadalur gewandert, wo wir zwischen dicken Schwefelwolken ein erstes Bad in den heißen Quellen genossen und relaxten. Nach den heißen Quellen, Schlammbädern, reichlich Schwefelgeruch und einem atemberaubenden Panorama haben wir uns auf den Weg Richtung Geysik gemacht, wo wir nach ca. 20 Kilometern einen geeigneten Platz zum Übernachten gefunden haben.
Tag 3: Touri-Vormittag – Off-Road-Nachmittag
Früh morgens starteten wir zu den Sehenswürdigkeiten Gullfos Wasserfall und zu einen der größten Geysir der Welt: den Geysik. Ein imposantes Erlebnis, diesen 10m hohen wasserspuckenden Geysir und den mächtigen Wasserfall live zu sehen. Wegen der Nähe zu Reykjavik sind dies die bekanntesten touristischen Ziele Island, was man auch anhand der Busse und zahlreichen Souvenirläden sofort merkte.
Nachdem wir unseren Geländewagen erstmals volltankten, haben wir endlich die passende Karte von Island gefunden, welche uns den richtigen Weg stets vor Augen hielt.
Am Nachmittag ging es 85km Offroad in das märchenhafte Landmannalaugar Tal, von dem wir viel gelesen hatten und auf welches wir uns schon sehr freuten. Jedoch konnte niemand ahnen, dass diese Stunden so umwerfend und faszinierend werden würden.
Ein kleiner Gedanke während der abenteuerlichen Off-Road-Tour durchs Tal:
„Hinter uns liegt eine triste Vulkanlandschaft. Rechts erstreckt sich eine märchenhafte, grüne Landschaft, wo sich Tal an Tal reiht. Auf der linken Seite hinter einen tiefblauen See ragt der Schnee bis ins Tal. Vor uns liegt eine „Schokoladen-Düne“, welche nur darauf wartet, von uns befahren zu werden! Eine Herde Isländer Pferde galoppieren durch diese einzigartige Landschaft.“
Eine Landschaft, als wäre sie gemalt.
Da es das Wetter gut mit uns meinte, beschlossen wir, eine kurze Wanderung auf die traumhaften grünen Hügel zu machen und genossen den unbeschreiblichen Ausblick auf die Seen, Vulkane und Gletscher. Mehr unberührte Natur geht nicht! Kein Wunder, dass die meisten Isländer an Trolle, Elfen und andere Fabelwesen glauben. Ein Nachmittag in dieser Gegend lässt jeden Stein wie eine Märchenfigur wirken.
Als krönenden Abschluss gab es eine herzhafte Peperonata, Rösti und Ei an einem Fluss fernab von Gut und Böse. Besser gehts nicht! Oder doch?
Tag 4: Ein Highlight jagt das Nächste!
Am Morgen hatte unser Jeep wieder eine kleine Überraschung für uns parat. Er wollte noch länger an diesem wunderschönen Ort bleiben und streikte deshalb erneut. Manchmal haben wir vier mehr Glück als Verstand, denn auf den sehr wenig befahrenen Straßen vom Vortag (5 entgegenkommende Autos!), ist es nicht einfach, ein Offroad taugliches Auto mit Überbrückungskabeln anzutreffen. Wir jedoch hatten gleich zweimal dieses Glück. Nach einer halben Stunde stoppten freundliche Touristen, welche uns sofort zu Hilfe eilten.
Mit frischen Einkäufen bepackt und noch leicht überwältigt vom Vortag, haben wir uns auf den Weg Richtung Skaftafell und dem Vatnajökull-Nationalpark gemacht. Eine Gletscherzunge reiht sich an die Nächste - dagegen sehen unsere heimischen Gletscher aus wie Eis am Stiel.
Passend zur anstehenden Wanderung zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite (24°C am Parkplatz Skaftafell). Die Umgebung und die Vegetation erinnerten ein bisschen an unser Heimat. Wir sind auf der linken Seite des Skaftafellsjökull Gletschers aufgestiegen, hinter uns eine riesige und weite Ebene, umgeben vom größten Gletscher Europas. Eine märchenhafte Hügellandschaft mit traumhaften Wasserläufen und Wasserfällen, verleiteten uns immer wieder stehen zu bleiben und den Ausblick zu genießen. Die weiße Pracht des mächtigen Gletschers und die grüne Hügellandschaft ließen den Auslöser unserer Kamera heiß werden.
Beim etwas alternativen Abstieg, abseits der vorgegebenen Wege, kamen wir uns vor wie Frodo im Auenland: Ein Wasserfall nach dem anderen, einer schöner als der andere. Am Ende dieses Wasserlaufs entspringt der berühmte Svartifoss Wasserfall aus einer steilen Felswand, dessen Felsstruktur aussieht wie Orgelpfeiler. Dies beflügelte einen aus unserer Gruppe direkt beim legendären Svartifoss und vor den Augen applaudierender Touristen eine brandneue Version des „Ave Maria“ von sich zu geben. Beim Jeep angekommen, leicht erschöpft und überwältigt von der unberührten Natur konnten wir nicht ahnen, was als nächstes kommen sollte.
Eines der spektakulärsten und schönsten Naturphänomene der Welt: der Jökulsárlón. Ein riesiger Gletschersee mit zahlreichen schwimmenden Eisbergen, entsprungen aus dem größten Gletscher Europas, welcher nur durch eine Gletschermoräne vom Meer getrennt ist. Die untergehende Sonne ließ den See und seine schwimmenden Riesen nur im besten Licht erstrahlen.
Wenn uns ein Schwarm Mücken nicht vertrieben hätte, hätten wir nicht unweit vom Gletschersee eine wunderschöne Schlafmöglichkeit an einem etwas kleineren See mit Blick auf den Gletscher gefunden. So aber haben wir uns nach einer kurzen Wasch-Pause im ca. 10 Grad warmen Wasser, wieder auf die Suche nach einem passenden Zeltplatz gemacht.
Gemüserisotto, gegrilltes Fleisch und eine Partie Watten zum krönenden Abschluss eines verblüffenden Tages.
Teil zwei folgt in Kürze.
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